Frickhofen

Die ehemals selbständige Gemeinde Frickhofen mit ihren 2.500 Einwohnern, ging 1971 im größeren Gemeinwesen „Dornburg“ zunächst mit den Gemeinden Wilsenroth und Dorndorf, einige Zeit später mit den Gemeinden Thalheim und Langendernbach im freiwilligen Zusammenschluß auf. Die neue Großgemeinde mit 8.000 Seelen hat ihren Verwaltungssitz (Rathaus) im zentral gelegenen Frickhofen, dem größten Ortsteil Dornburgs.

Die Großgemeinde Dornburg hat ihren Namen von der, dem Blasiusberg benachbart liegenden Dornburg entlehnt, auf deren riesigen Hochfläche sich die größte keltische Stadtanlage unseren näheren Heimat befand. Zum Schutz der hier wohnenden Bürger war die Wohnstadt mit einem gewaltigen Ringwall nach allen Seiten abgeschirmt. Im Abstand von ca. 80 m war ihm ein zweiter Verteidigungswall vorgelagert.

1963 wurden auf der Dornburg Ausgrabungen vorgenommen. Depotfunde lassen den Schluß zu, dass hier die Kelten in der La-Téne-Zeit (vor Christi Geburt) Ackerbau und Handwerk betrieben.

Professor Schoppa fand bei den Ausgrabungen die Fundamente einer kleinen Saalkirche mit eingezogenem Rechteckchor wieder, die von Cohausen (Nass. Annalen 15/1879) zuerst beschrieb. Nahe dabei fanden sich Reste des sogenannten „Hildegardisbrunnens“.

Am Fuße der Dornburg befindet sich das „Ewige Eis“, in zwei Stollen sichtbar und mit Eisengittern gesichert. Dieses Naturphänomen entdeckten Arbeiter 1839 bei der Suche nach geeigneten Basaltsteinen für den Wegbau. Gastwirt und Brauereibesitzer Fischer, der unweit davon eine Brauerei und Gastwirtschaft errichtet, kühlte hier seine Getränke. Heute ist das „Ewige Eis“ Anziehungspunkt vieler fremder Gäste, und das Fischersche Gasthaus eine Stätte der Entspannung und Erholung für die Jugend.

In alten Urkunden wird die Basaltkuppe „Dornburg“ (1577), „Dörnberg“ (1622) und „Dorrenberg“ (1642) genannt. Erst viel später findet man den heutigen Namen „Dornburg“. Mit dem germanischen Gott Donar (Thor) besteht keine Namensidentität.

Sagen und Mythen umranken die Dornburg. So soll dort einst eine reiche Stadt gestanden haben, die mit festen Mauern und Türmen bewehrt war. Reiche Kaufleute aus dem Rheingebiet brachten ihre Waren nach dort, wobei sie unterwegs oft von Raubrittern überfallen wurden. Mit einem der Ritter, Ruprecht von Ellar, war die Bürgermeistertochter in Liebe verbunden. Um ihn aus seinem Verlies und vor dem Todesurteil zu erretten, verriet sie die Stadt an seine Freunde. In einem Inferno aus Feuer und Blut wurde die Weihnachtsnacht zur Todesnacht für die Dornburger. Seit dem Untergang der Stadt irrte Hilde verzweifelt umher und beklagte ihren Verrat. In geistiger Umnachtung stürzte sie sich vom „Hildegardisfelsen“ in den Tod. Noch heute wollen Wanderer auf der Dornburg um Mitternacht ihr Jammern und Wehklagen gehört haben.

Unter dem „Ewigen Eis“ an der Dornburg sollen die 12 goldenen Apostelstatuen verborgen sein, die der Glöckner der Dornburg-Kapelle vor dem Brand der Stadt dort in einem Brunnen versenkte.

 

Unsere Blasiuskapelle

Gegenüber der Dornburg, auf dem Blasiusberg, steht die Blasiuskapelle, die ehemalige Pfarrkirche der Dörfer Frickhofen, Dorndorf, Langendernbach, Dorchheim, Mühlbach, Waldmannshausen und seit 1667 auch für Wilsenroth, das bis dahin zu Gemünden gehörte. Hier oben, unter dem Blätterdach riesiger Linden, wurde auch das Kirchspielsgericht gehegt, zu dem ebenfalls die genannten Filialgemeinden gehörten.

Die Christianisierung des Westerwaldes ging von Trier aus. Mutterkirche und Mittelpunkt der Mission für den Niederlahngau war Dietkirchen an der Lahn. Von hier aus, gegen Ende des 7. Jahrhunderts, wurde die Blasiuskapelle erbaut, die dem heiligen Michael geweiht war. In welcher Zeit sich der Übergang des Michaels auf das Blasiuspatrozinium vollzogen hat, kann man mit Sicherheit nicht sagen. Man vermutet, dass die Umbenennung erst im späten Mittelalter erfolgte.

Von der ursprünglichen Holzkirche ist nichts mehr vorhanden. Ihre jetzige äußere und innere Gestalt entstand erst 1869/70. Ältester Teil der heutigen Kirche ist die Apsis, die aus der Romantik stammt (ca. 1150). Das Gewölbe des Chorraumes, wie auch die Fenster entspringen einfachem, ländlichem Stil. Ursprünglich war es ein Chorturm, an den ein romanisches Langhaus angebaut wurde, das aber kleiner war als das heutige Mittelschiff.

Nach dem Bau der Martinuskirche in Frickhofen (1772 – 1732), gingen die Pfarrechte der Blasiuskirche auf die größere Kirche 1746 über und für die Kirche auf dem Berg begann eine schlimme Zeit. Niemand interessierte sich für ihre Unterhaltung. Die Kirche verwahrloste, Fenster, Türen und auch das Dach wurden schadhaft. 1816 entschloß sich die Herzoglich-Nassauische Regierung, den Abbruch zu verfügen.

Pfarrer Johann Wilhelm Bausch (1810 – 1819), der spätere 2. Bischof von Limburg (1835 – 1840), stellte sich schützend vor die Kirche und bewog die Nassauische Landesregierung von ihrer Abbruchabsicht abzugehen. Unter Pfarrer Petmecky (1838 – 1843) und seinem Nachfolger Pfarrer Schmidt (1843 – 1861) erfolgte die Renovierung der Kirche. Ihr heutiges Aussehen verdankt die Blasiuskirche Pfarrer Groß (1861 – 1869). Er ließ die beiden Seitenschiffe anbauen, die Bögen im Langhaus brechen und den Giebel erhöhen. Dieser Umbau bot nunmehr das Bild einer romanischen Pfeilerbasilika mit Emporen. Ebenfalls wurde die Sakristei und der Dachreiter neu gebaut. Sein Nachfolger Pfarrer Bonn (1869 – 1885) führte die Bauarbeiten seines Vorgängers zu Ende.

Kurz nach der Jahrhundertwende ließ Pfarrer Egenolf (1897 – 1925) die Kirche neu ausmalen, die barocke Figur des heiligen Blasius wurde renoviert und in der Grotte am Aufgang zum Berg aufgestellt. Über dem Chorbogen entstand das Bild der Heiligsten Dreifaltigkeit. Bei der Verlegung der Fußbodenplatten entdeckte Pfarrer Egenolf das Grab des Pfarrers Loos, öffnete es aber nicht aus Pietätsgründen. Die aus schwarzem Marmor gestaltete Grabplatte in Herzform mit Kelch und Hostie im Boden vor dem Hochaltar ließ er entfernen. Sie fand ihren neuen Platz an der Wand des Chorraumes. Die Grabplatte rühmt in lateinischer Sprache die Tugenden von Pfarrer Johannes Wilhelm Loos (1699 – 1715).

Pfarrer Heinrich Krauskopf ließ aus Anlaß des 300jährigen Jubiläums der Rückkehr zum katholischen Glauben im Jahre 1930 die Kirche mit einem neuen Innenanstrich versehen und die Statue des heiligen Blasius fand wieder ihren Platz auf dem Hochaltar. Unter Pfarrer Franz-Josef Jaeger wurde der Innenputz der Kirche erneutert und ein Außenaltar zum Gedächtnis der Gefallenen und Vermissten des 2. Weltkrieges errichtet.

Unter Pfarrer Dieter Klug wurde 1982 ein neuer Innenputz angebracht, der dem romanischen Stil der Kapelle angepasst ist. Die Ausmalung der Decke verleiht dem Langhaus ein festliches Aussehen.

Pfarrer Klug ließ die Renovierung großzügig ausführen. So präsentiert sich heute der Hochaltar wieder in seiner originalen Schönheit (1650). Das Altarbild zeigt den Kirchenpatron im roten Messgewand, mit Stab, Mitra und den gekreuzten Kerzen. Das Langhaus stattete er mit den Kirchenpatronen der Dornburger Ortsteile aus.

Der barocke Muttergottesaltar (frühes 18. Jahrhundert) im linken Seitenschiff ist Ziel vieler Bittenden. Das Standbild der Pieta, der schmerzhaften Gottesmutter mit ihrem toten Sohn auf dem Schoß, zeigt herb-bäuerliche Züge.

Im rechten Seitenschiff befindet sich an der Stirnwand der Kenotaph der Ritter Thebes (+ 31.10.1506) und seines Sohnes Philipp (+ 1528) von Waldmannshausen. Ein alter Taufstein (?) aus Krufter Lava, früher neben der Kapelle stehend, befindet sich vor dem Kenotaph.


Die Pfarrkirche „St. Martin“

Schon von weitem grüßt der Kirchturm des Gotteshauses in die Lande. 1955, unter Pfarrer Franz-Josef Jaeger, wurde der alte Kirchturm mit einem neuen Schiff verbunden, das der Zahl der Kirchenbesucher gerecht wurde. An der gleichen Stelle hatte die Kirche schon mehrere Vorgänger. Bereits im 15. Jahrhundert wurde eine ansehnliche Kapelle für Frickhofen nachgewiesen. 1722 – 1732 kam die Martinuskirche zur Bauausführung. Frickhöfer Bürger hatten allein die Baulast zu tragen. Am 5.6.1732 erhielt sie durch den Trierer Weihbischof Lothar Friedrich von Nalbach ihre Weihe.

Die Vorgängerin unserer jetzigen Pfarrkirche war ein barocker Saalbau mit einem eingezogenen Chor im Dreier-Schluß. Acht rundbogige Fenster im Schiff und drei im Chorraum brachten die erforderliche Helligkeit, um die barocken Altäre (Hadamar, Schnitzschule) wirkungsvoll zu beleuchten. Die Decke war im Flachbogen gewölbt, aber ohne Strukturen und Fresken.

Aus der über 200 Jahre alten Kirche wuchs organisch das neue Gotteshaus. Vorgegeben durch die Grundstücksform und die Lage von Turm und Chor entstand daraus die zum Altar sich öffnende Parabelform, die besonders geeignet ist, die Gemeinschaft mit der Eucharistie zu formen.

 

 

Hochaltar, Seitenaltäre und Kanzel gehören zu den prächtigsten und wertvollsten Arbeiten der Hadamarer Kunstschule (18. Jahrhundert). Krönender Abschluß des Hochaltares bildet die Darstellung des heiligen Martinus, des Frickhofener Schutzpatrons. Hoch-, Marien- und Josefsaltar und die Kanzel bilden eine organische Einheit. Die beiden Beichtstühle stammen aus dem Jahre 1739, der Taufstein aus nassauischem Marmor aus dem Jahre 1653. Ein Buntglasfenster in der Außenwand des Turmes mit der Schmerzhaften Muttergottes trägt die Namen der 119 Gefallenen der Pfarrgemeinde. Der dem Barockstil der Altäre angepasste Volksaltar, sowie der Ambo und der Kreuzweg sind ein Werk des Frickhofener Schreinermeisters Georg A. Staudt.

Wir sind stolz auf unsere Kirchen, die nicht nur Werke bedeutender Kunst sind, sondern leuchtende Beweise christlichen Glaubens einst und jetzt.


Frickhofen im Spiegel der Zeit

Urkunden aus der Zeit Karls des Großen bezeugen, dass im Flussbereich des oberen Elbbaches schon eine recht dichte und sicher jahrhundertealte Besiedlung vorhanden war. Dem von den Rupertinern, einem fränkischen Hochadelsgeschlecht, gegründeten Kloster Lorsch an der Bergstraße schenkte Rachild eine Tochter dieser Familie, mit anderem Besitz 772 auch Güter in Dorndorf und Heuchelheim. Etwas später erhielt die Abtei Fulda 780/802 Güter in Niederzeuzheim und 802/817 Besitz in Frickhofen. Mit dem grundherrlichen Besitz waren sogenannte Eigenkirchen verbunden, die der Grundherr aus eigenen Mitteln zu erbauen hatte. Dafür besaß der das Recht der Besetzung der Pfarrstelle mit einem Geistlichen nach seiner Wahl. So weist die Erwähnung Frickhofens im Urkundenbuch des Klosters Fulda auf die Blasiuskirche hin, die zu dieser Grundherrschaft gehörte.

Das Jahr 802, in dem erstmals Frickhofen urkundlich erwähnt wurde, zeugt allerdings nicht vom Alter des Dorfes. Sicher war der Ort in dieser Zeit schon jahrhundertealt, die Dornburg bereits vor Christi Geburt besiedelt. Zunächst wird Frickhofen (802/817) als „Fridehuba“ bezeichnet, „Vredehofin“ (1190) und „Vridekobe“ (1287).

Bis zum Jahre 966 sind die Konradiner als Grafen im Niederlahngau nachzuweisen. Fast ein Jahrhundert später war 1053 die Grafschaft in der Hand der Grafen von Diez, die sich nach ihrer Burg an der Lahn nannten. Sie verpfändeten mit Burg und Tal Ellar 1337 die vier Zenten Lahr, Elsoff, Frickhofen und Niederzeuzheim an die Grafen von Nassau/Hadamar. Nach vorübergehender Einlösung kamen diese vier Zenten schon 1367 als Heiratsgut an die Grafen von Katzenelnbogen, deren Erbe hier 1479 den Landgrafen von Hessen zufiel. Ein Drittel der Herrschaft Ellar wurde 1408 Nassau-Dillenburg eingeräumt. Die Landeshoheit der Grafen von Diez und Nassau spiegelt sich wider im Frickhöfer, später Dornburger Wappen. (Der Erzengel Michael breitet segnend die Hände über die Wappen von Nassau und Katzenelnbogen). Ein Drittel der Herrschaft Ellar wurde 1408 Nassau-Dillenburg eingeräumt, dieses erhielt im Frankfurter Vertrag 1557 auch den hessischen Teil. Mit Amt und Herrschaft Ellar wurde auch das Kirchspiel Blasiusberg „Blesberg“ 1607 der Grafschaft Nassau-Hadamar zugeteilt. Frickhofen gehörte unter den Fürsten von Nassau-Hadamar bis 1711 und danach unter der gemeinschaftlichen Verwaltung ihrer Erben aus anderen nassauischen Linien zum Amt Ellar. Bei der Landesteilung kam das Kirchspiel Frickhofen 1717 an Nassau-Dillenburg. Seit 1717 war es mit dem Rest des Amtes Ellar dem Amt Mengerskirchen zugeteilt und danach von 1727 bis 1744 ganz mit diesem vereinigt. Landesherrn waren seit 1739 Nassau-Oranien, kurze Zeit 1742 bis 1743 noch einmal Nassau-Siegen und danach Nassau-Oranien. Von 1744 bis 1775 war es dem Amtskollegium Hadamar, 1775 erneut dem Amt Mengerskirchen und seit 1790 einem neugebildeten Amt Ellar unterstellt. Mit diesem gehörte es 1806 bis 1813 zum Großherzogtum Berg und danach 1813 erneut zu Nassau-Oranien. Unter französischer Herrschaft war seit 1809 für die Orte des Kirchspiels Frickhofen eine Mairie Frickhofen eingerichtet. Mit anderen organischen Landesteilen kam auch das Amt Ellar durch Tausch am 31.5.1816 an Preußen und am gleichen Tag zum Herzogtum Nassau. Am 1. Juli 1816 kam Frickhofen mit dem aufgelösten Amt Ellar zum Amt Hadamar und mit diesem 1866 an Preußen.

Das Gericht „Blesberg“ war für das Kirchspiel Blasiusberg zuständig. Nach 1557 war es noch bezeugt und mit drei Schultheißen und sieben Schöffen besetzt. Peinliche Anklagen und Kriminalfälle wurden in Ellar verhandelt. Hier war auch der Richtplatz, später in Hadamar.

Die Bürger Frickhofens betrieben vorwiegend Landwirtschaft (Dreifelderwirtschaft). Es gab aber auch einige Handwerker und zahlreiche Händler, die ihren Lebensunterhalt in der Fremde suchten. Aus dieser Zeit stammt der Spitzname „Frickhöfer Kochlöffel“. Die Herstellung geschnitzter Kochlöffel blühte. Sie wurden sogar in der Schweiz, in Frankreich und in Russland vertrieben.

1866 war für Deutschland ein denkwürdiger Tag. Der Krieg zwischen Preußen und Österreich wurde zugunsten Preußens entschieden. Das mit Österreich verbündete Herzogtum Nassau wurde von Preußen annektiert. Von nun an gehörte Frichofen zum Regierungsbezirk Wiesbaden der mit dem Regierungsbezirk Kassel die preußische Provinz Hessen-Nassau bildete. Die Frickhöfer wären gerne Nassauer geblieben, einige wanderten sogar aus, um nicht den Eid auf den König schwören zu müssen. Die beiden Brüder Klein hatten den Eid verweigert und wurden zu hohen Gefängnisstrafen verurteilt. Da zog die Mutter der Eidverweigerer nach Bad Ems, wo der König zur Kur weilte und warf sich ihm zu Füßen. In einem Gnadenakt wurde das Urteil gemildert. Die Amnestie erfolgte, als sich die Brüder Klein freiwillig zum Kriegsdienst meldeten. Einer der beiden Brüder war später Polizeidiener in Frickhofen und wurde „der Tell“ genannt.

Der deutsch-französische Krieg berührte die Heimat nicht unmittelbar. Er forderte keine Hand- und Spanndienste, noch Fourage. Schulkinder sammelten Charpie zur Herstellung von Verbandsmaterial.

1872 wurde der Krankenunterstützungsverein in Frickhofen gegründet, der mit den Mitgliedsbeiträgen die Kranken unterstützte. Zwei Jahre später wurde die Bahnlinie Hadamar-Westerburg-Altenkirchen projektiert. Aber erst 1886 fuhr die erste Eisenbahn mit Dampflok diese Westerwaldstrecke. Sie wurde mit Girlanden am Stationsgebäude empfangen. Die Inbetriebnahme der Eisenbahnstrecke war für die Anliegerdörfer von großer Bedeutung. Sie erschloß den Westerwald und trug dadurch zum wirtschaftlichen Aufschwung bei. 1885 wurde der MGV „Eintracht“ gegründet, der 1985 sein 100. Jubiläum feiern kann. 1889 zählte Frickhofen 266 Haushaltungen und 1.395 Einwohner.

Am 10.2.1892 wurde der Kriegerverein unter dem Vorsitz von Jakob Schneider gegründet, zwei Jahre später die Freiwillige Feuerwehr. Kommandant war Bürgermeister Georg Staudt, 1. Hornist „Bills Grußer“ (Jakob Hartmann).

1900 fanden Arbeiter auf dem Blasiusberg die Fundamente eines Pfarrhauses. Bei der Freilegung wurden Schüsseln, Teller, Waffen und Leuchter gefunden. In diesem Jahr wurde der Verein „Reisende nassauische Handelsleute“ in Frickhofen aus der Taufe gehoben. 1. Vorsitzender J. J. Jung. Diesem Verein gehörten alle reisenden Händler aus Frickhofen und Umgebung an, die jährlich nach Beendigung der Reisesaison ein Fest feierten und dazu alle Einwohner einluden. Kurze Zeit später erhielt Frickhofen eine Straßenbeleuchtung (Petroleum-Laternen) und eine Wasserleitung wurde im Niederdorf, in der Hinter- und Bahnhofstraße verlegt.

1905 wurde der Bau des Schwesternhauses in der Egenolfstraße, an den sich ein Kindergarten anschließt, fertiggestellt. In dem kleinen Kloster fanden die „Armen Dienstmägde Jesu Christi“ aus Dernbach Aufnahme. 1906 erhielten zwei Steinbruchunternehmen die Abbaugenehmigung für Basalt von der „Heide“ bis zur „Bruchheck“.

1910 wurde der Turnverein „Jahn“ unter Vorsitz von Johann Reichwein gegründet und der „Verschönerungsverein“ von Rektor Alfons Heinzmann ins Leben gerufen. Im gleichen Jahre fand das Kriegerdenkmal (1870/71), vor dem Haus Josef Schardt (Weiercowese) seine Weihe. Das Denkmal wurde leider vor dem 2. Weltkrieg abgerissen. An der Limburger Straße wurde der neue Friedhof eingesegnet und seiner Bestimmung übergeben. Die Chronik weiß 1910 von einem Großfeuer in Frickhofen zu berichten. Fünf Häuser und vier Scheunen fielen den Flammen zum Opfer. Die Obdachlosen fanden bei Verwandten Unterkunft. Zwei Jahre später fand der erste Spatenstich zum Neubau einer neuen Volksschule auf dem alten Totenhof an der Bahnhofstraße statt und der Katholische Jünglingsverein wurde gegründet.

Der 1. Weltkrieg (1914 – 1918) fügte dem Dorf den Verlust vieler wertvoller Menschen zu. Von den Daheimgebliebenen forderte er Verzicht und Entbehrung. Doch spielte sich das eigentliche Kriegsgeschehen fern der Heimat ab. In den Tagen der Mobilmachung rollten Tag und Nacht Militärtransporte durch das Dorf. Frauen begleiteten ihre Männer und Söhne zum Bahnhof und nahmen bewegten Abschied. Über zwei Millionen Deutsche starben den Heldentod, davon ruhen mehr als 1,5 Millionen in fremder Erde. Aus Frickhofen kehrten 75 Soldaten nicht mehr in die Heimat zurück. Ihnen zum Gedächtnis errichtete der Geselligkeitsverein „Fidelio“ Frickhofen auf dem Friedhof an der Limburger Straße ein Ehrendenkmal.

1919 wurden wegen der herrschenden Wohnungsknappheit Schulsäle im heutigen Rathaus zu Wohnungen umgebaut. 1920 wurde der Theaterclub „Frigga“ unter Anton Schardt (Lenke) gegründet und zeichnete sich durch Theaterveranstaltungen und andere kulturelle Beiträge aus. 1921 herrschte die größte Trockenperiode des Jahrhunderts. Im kommenden Jahr erhielt die Martinuskirche neue Glocken. Eine Drahtseilbahn vom Steinbruch am Blasiusberg zur Dolerit-Basalt AG am Waldmannshäuser Weg beförderte Basaltmaterial zur Verladung in Eisenbahnwaggons. 1923 war ein typisches Inflationsjahr. Die Preise stiegen in die Milliarden. Um einen Anzug einkaufen zu können, musste man das Papiergeld mit einem Koffer transportieren. 1925 wurde der Sportverein Frickhofen gegründet und Pfarrer Heinrich Egenolf feierte sein goldenes Priesterjubiläum. Unter dem Vorsitz von Albert Brast wurde der Wanderclub „Bergeslust“ gegründet. 1927 wurde im Schwesternhaus eine Nähschule errichtet, der Schützenverein erbaute im „Eichenwald“ ein Schützenhaus mit Schießstand und unter Josef Stahl feierte der „Verein der Musikfreunde“ sein Gründungsfest. 1928 gründete der Rektor Alfons Heinzmann eine Sanitätskolonne des Deutschen Roten Kreuzes. 1930 herrschte überall im Lande große Arbeitslosigkeit, die sich im nächsten Jahr noch steigerte. Über 10 politische Parteien waren in Frickhofen vertreten. Viele Familien erhielten in dieser Zeit nur 3 Mark für den Lebensunterhalt aus der Arbeiterwohlfahrt. Freiwillige Arbeitslose bauten 1931 die Friedensstraße aus.

1933 begann eine neue politische Ära. Adolf Hitler wurde Reichskanzler. Der MGV „Eintracht“ führte das Theaterstück „Hilde von der Donarburg“ von Lehrer Ferdinand Stähler auf. In diesem Jahr war ein starker Fremdenverkehr zu verzeichnen, der Blitz schlug in die mächtige 1000jährige Linde, links neben dem Kreuz auf dem Blasiusberg ein. Alle Versuche, dieses Naturdenkmal zu retten, scheiterten. 1935 gründete der spätere Bürgermeister Viktor Stähler einen Obst- und Gartenbauverein und eine Freibadeanstalt wurde unter der Dornburg errichtet.

1939 brach der 2. Weltkrieg (1939 – 1945) aus. Lebensmittelkarten wurden eingeführt, alles wurde zwangsbewirtschaftet. Mit dem Slogan „Alle Räder rollen für den Sieg“ wurde die gesamte deutsche Wirtschaft für Zwecke der Wehrmacht umgerüstet. Frickhofen bekam Einquartierungen, Kraftfahrzeuge und Pferde wurden requiriert. Durch unsere Straßen rollten Panzer, LKWs und Geschütze. Die Eisenbahn beförderte Soldaten an die Westfront. Man rechnete mit einem baldigen Sieg. Die Maginotlinie wurde überrannt, Paris im Triumphzug besetzt. 1941 wurden die Glocken der Martinuskirche zum Einschmelzen abgenommen. Immer enger wird die Zwangsbewirtschaftung; Luftschutzbunker werden gebaut, die Keller der Häuser gegen Bombensplitter geschützt. Anfang 1945 werfen US-Flugzeuge Bomben ab. Ihr Ziel war der Bahnhof und das Niederdorf. Die Häuser Schultheiß und Erl wurden stark beschädigt. Dann erfolgte der Rückzug der deutschen Truppen. Hinter ihnen folgten Panzer- und Infanterieeinheiten der Amerikaner. Am 26.3.1945, 24.00 Uhr wurde Frickhofen kampflos besetzt. In diesem mörderischen Krieg mussten 119 Frickhöfer Bürger ihr junges Leben lassen; 38 wurden vermisst.

1946 kamen Heimatvertriebene aus dem Sudetenland und wurden zunächst im Saal der ehemaligen Gastwirtschaft Karl Heep (Bahnhofs Karl) notdürftig untergebracht. Im Laufe der Zeit fanden sie Privatunterkünfte und fügten sich in das Dorfleben ein.

Am 20.6.1948 wurde eine neue Währung eingeführt. Mit 60,- DM „Kopfgeld“ als Start mussten sich die Bürger einschränken. Doch bald wurde die deutsche Wirtschaft angekurbelt, man konnte für Geld wieder alles kaufen. Es ging aufwärts und mit der Kaufkraft der neuen DM stieg der Lebensstandard.

Im Laufe der Zeit heilten die Wunden des Krieges, die Wohnungsnot wurde gebannt, der Herbstmarkt durch Josef Brötz wieder eingeführt und der Karnevalverein entsann sich seiner Aufgaben. Unter Präsident Ferdinand Strieder wurde 1948 der erste Nachkriegs-Umzug durch die Ortsstraßen durchgeführt. Alfons Noll war Karnevalsprinz. Mehr als 6.000 Besucher säumten die Ortsstraßen und jubelten dem Prinz und seinem Gefolge zu.

Der Lebensstandard stieg in den folgenden Jahren unaufhaltsam. Unsere Wirtschaft blühte und die Arbeitslosigkeit war gebannt. Überall entstanden Wohnhäuser, Fabriken wurden gebaut und die Jugend fand Betätigung in den kultur- und sporttreibenden Vereinen.

1969 wurde die Mittelpunktschule „St. Blasius“ in Frickhofen errichtet. Hier unterrichten 36 Erzieher fast 800 Kinder, die sich eine grundlegende und weiterführende Bildung erarbeiten.

Am 1.5.1969 wurde Paul Arens als Bürgermeister in Frickhofen eingeführt. Unter ihm erfolgte der Zusammenschluß zur Großgemeinde Dornburg (1971 – 1974). Er ist der erste Bürgermeister der Großgemeinde.

In den ersten 10 Jahren (1974 – 1984) wurden zur Verbesserung der Wasserversorgung der Ohleborn erschlossen, die Quelle im Steinborn gefasst, zwei Hochbehälter und eine Wasseraufbereitungsanlage errichtet und eine Verbundleitung für Wasserzuführung von Langendernbach verlegt. „Vor Mattalehn“ und „In den Olengärten“ entstanden Neubaugebiete. Gewerbe- und Industriegebiet „Im Eichenwald“ wurde Handwerks- und Industrieunternehmen zur Verfügung gestellt. Der Aus- und Neubau von Straßen, Wegen und Plätzen folgte: Ringstraße, Flurstraße, Blasiusstraße, Im alten Hof, Akazienweg, Ulmenweg, Nebenanlagen in der Dorchheimer Straße und der Friedenstraße, sowie Teile der Egenolfstraße. Parkplätze entstanden bei der Kirche und nahe der Schreinerei Schneider. Im Rahmen des Straßenausbaues wurden auch die Bürgersteige erneuert und die Kanalisation vervollkommnet.

Der Kindergarten an der Egenolfstraße erfuhr eine Erweiterung, in Ellar entstand eine Sozialstation, die unsere Bürger mitbetreut und Altenfahrten, Altentage und Seniorenkreise entstanden. Die Gemeinde übernahm die Sportanlage des TuS und eine Tennisplatz entstand in der Sportanlage am Schwimmbadweg. Nahe dabei errichtete der Tennisclub ein Tennisheim und Tennisplätze. Unter der Dornburg wurde eine Grillhütte errichtet, die sich guten Zuspruchs erfreut (jährlich mehr als 100 Gemeinschaftsfeiern in der Hütte). Am Blasiusberg und nahe der Eisstollen wurden Waldparkplätze angelegt. Die Freiwillige Feuerwehr Frickhofen erhielt ein neues Löschfahrzeug und das Freibad wurde renoviert und mit Umwälzanlage und Heizmöglichkeit ausgestattet. Die Friedhofshalle in Frickhofen erfuhr eine Erweiterung, die Friedhofsanlage wurde vergrößert. Nebenher liefen Maßnahmen für die Intensivierung des Fremdenverkehrs, die Eingrenzung der Mülldeponie, Bus-Wartehallen wurden errichtet, die Straßenbeleuchtung erweitert und der Kirmesplatz vom Marktplatz wieder in den Dorfmittelpunkt verlegt.

Von 1981 – 1985 wurden die Egenolfstraße, Waldstraße und Bahnhofstraße ausgebaut und mit Kanal- und Wasserleitung neu versehen. Der III. Bauabschnitt der Sportanlage fand seine Vollendung. Auf dem ehemaligen Platz der Volksschule an der Bahnhofstraße ist eine Bürgerhaus im Bau und unterhalb des Dorfes entstand eine moderne Kläranlage.

Im Jubiläumsjahr des MGV „Eintracht“ 1985 kann man objektiv feststellen, dass sich die Struktur Frickhofens grundlegend geändert hat. Die Bezeichnung „armes Westerwalddorf“ lebt nur noch in der Erinnerung. Die Erschließung durch Eisenbahn und moderne Verkehrswege unterstützten den Aufschwung. Von einer gewissen bürgerlichen Wohlhabenheit zeugen nicht nur Kirche, Schule, Handwerks- und Industriebetriebe, sondern auch neue und moderne Wohnhäuser, die individuellen Sinn für Schönheit und Harmonie verraten. Die Gäste Frickhofens empfinden wohltuend die Geborgenheit in den Wohnstuben und freuen sich über den freundlichen Gruß der Bewohner.

Daß die Bürgerschaft sich auch viel Sinn für Geselligkeit und die Pflege schöner Künste bewahrt hat, beweist der Kranz zahlreicher Vereine, Gruppen und Clubs. Spiel, Gesang und Musik werden ebenso gepflegt, wie die körperliche Ertüchtigung.

Aus dem ehemals rein ländlichen Dorf hat sich eine Gemeinde mit städtischem Charakter entwickelt, die den Anschluß an das Moderne und Fortschrittliche nicht verpasst hat. Ausgedehnte Waldflächen und baumbestandene Wege machen das Wandern in Frickhofen zum Vergnügen, zumal auch Rastplätze mit Bänken oder Schutz- und Grillhütten zum Verweilen einladen. Schwimmgelegenheit, Tennis-, Fußballplätze und eine Minigolfanlage laden zum Fitnesstraining ein. Die Landschaft selbst ist vielgestaltig, abwechslungsreich, gegensätzlich und interessant.

Allen, die uns zum 100jährigen Jubiläum besuchen, wünschen wir einige frohe und unbeschwerte Tage, viel Vergnügen bei unseren Veranstaltungen und eine schöne Erinnerung an Menschen und Landschaft am Blasiusberg.