Vereinschronik 1885 – 2015
(Stand: 04. Mai 2015)

Diese Chronik versucht ihnen einen Überblick über das Vereinsleben des MGV „Eintracht“ Frickhofen e.V. 1885 zu vermitteln. Da vor allem aus den ersten Jahren unserer 125-jährigen Vereinsgeschichte nur lückenhafte Aufzeichnungen vorliegen, kann der nachfolgende Text keinen Anspruch auf absolute Vollständigkeit erheben.

Gründerzeit bis zum 1. Weltkrieg

Nach einem 1877 aufgenommenen und in den Vereinsunterlagen vorhandenen Bild, wurde 1875 ein „Katholischer Männerverein – St. Josef“ gegründet, in dem sich 19 junge Männer unter dem damaligen Hauptlehrer Schandry zusammenfanden, um hauptsächlich bei kirchlichen, aber auch bei weltlichen Anlässen in Frickhofen zu singen. Es wird überliefert, dass die paar Männer es sehr schwer hatten, das zarte Pflänzchen „Gesangverein“ am Leben zu erhalten. Mit handgeschriebenen Noten begann man damals mit der Probenarbeit. In den 80er Jahren wurde dieser „St. Josef – Verein“ aufgelöst und, nachdem noch einige sangeswillige Männer dazugekommen waren, dem Verein der neue Namen „Katholischer Männergesangverein“ gegeben.

Als Gründungsjahr wurde das Jahr 1885 festgelegt. Es existiert leider kein Gründungsprotokoll, auch fehlen die Aufzeichnungen im Protokollbuch bis 1890. Die handschriftlich gefertigten und von allen Mitgliedern unterschriebenen Statuten (heute: Satzung) liegen uns jedoch im Original vor, und weisen eindeutig das Jahr 1885 als Gründungsjahr des MGV aus.

 

Mit 26 aktiven Sängern entfaltete sich unter Lehrer Hannappel ein reges Vereinsleben. Schon 1891 wurde die erste Fahne angeschafft. Inzwischen hatte Herr Lehrer Grimm den Dirigentenposten übernommen. Hierfür bekam er aus der Vereinskasse ein Gehalt von 10 Mark gezahlt – die Sänger zahlten einen Monatsbeitrag von 15 Pfennig. Der Verein wuchs und hatte bereits 1893 fast 40 aktive Sänger. Neben der Pflege des Gesangs machte man sich auch daran, mit Theaterspielen das kulturelle Leben in Frickhofen zu bereichern. Andererseits wurde mit dem Theaterspielen die sonst magere Vereinskasse etwas aufgefüllt. In den kommenden Jahren wurde immer am 2. Weihnachtstag ein Theaterstück mit großem Erfolg aufgeführt.

Als Mitglied im Nassauischen Sängerbund nahm der Verein auch regen Anteil an Veranstaltungen in der näheren und weiteren Umgebung. So besuchte man in den 90er Jahren Sängerfeste in Elz, Montabaur, Weroth und Limburg und einen Wettstreit in Dehrn. Als Herr Lehrer Grimm 1902 nach Wiesbaden versetzt wurde, übernahm der damalige Bahnhofsvorsteher Hamann den Dirigentenstab. Er war ein begabter Musiker, der viel zu den späteren Erfolgen des Vereins beitrug. Leider wurde auch er fünf Jahre später nach Siegburg versetzt, und man musste erneut einen Dirigenten suchen. Diesen fand man in dem damaligen Junglehrer und späteren Rektor Alfons Heinzmann. Ihm war es vergönnt, 28 Jahre (bis 1935) den Dirigentenstab zu führen. Bald nahm der Verein unter Heinzmann einen ungeahnten Aufschwung, dem der erste Weltkrieg ein schnelles Ende setze. Sieben Sänger kehrten leider nicht mehr aus dem Krieg zurück.

Zwischen den Weltkriegen

Unter dem langjährigen Vereinsvorsitzenden Anton Schmidt (28 Jahre führte er den Verein) fanden sich am 15. Januar 1919 die Sänger wieder zusammen, um mit großer Begeisterung die Proben fortzusetzen. Diese Entwicklung führte dazu, dass in kürzester Zeit die Zahl der Sänger auf 90 anstieg. Das bisherige Vereinslokal beim Gastwirt Adolf Giesendorf (das spätere Café Bock) wurde 1921 wegen unzureichender Räumlichkeiten und Fehlen eines Übungsinstrumentes in das Gasthaus Schüller verlegt. Man erinnerte sich auch der früheren Tradition des Theaterspielens. In dem inzwischen erbauten Saal Schlitt standen eine ausreichend große Bühne und genügend Plätze für die Zuschauer zur Verfügung. Diese Räumlichkeiten machten es nun auch möglich, sich an größere Stücke, wie Opern und Operetten, heranzuwagen. Unvergesslich bleiben hier die Namen Anton Schardt (Lenke), Jakob Zwenger, Ferdinand Strieder und Georg Laux. Bereits am 29.06.1924 war es möglich, die Leistungen des Chores bei einem Gesang-Wettstreit in Elz unter Beweis zu stellen. Gegen starke Konkurrenz erreichten die Frickhöfer Sänger den 1. Ehrenpreis und den 1. Klassenpreis. Einen großen Erfolg erzielte der Verein auch beim nationalen Wettstreit in Dehrn, am 26.06.1925. Folgende Preise wurden errungen: In der ersten Landesklasse den 2. Klassenpreis, den 1. Ehrenpreis, den höchsten Ehrenpreis und den Dirigentenpreis. Den Höhepunkt stellte der vom 1. Reichspräsidenten Friedrich Ebert gestiftete Pokal dar, den die Frickhöfer Sänger mit Stolz entgegennahmen. Der Jubel war groß, und die Sänger wurden unter dem Geleit der Bevölkerung und den Klängen einer Kapelle ins Dorf geführt. Auch in den folgenden drei Jahren beteiligte sich der Verein an Wettstreiten und errang immer wieder erste Preise. Zu Beginn des Jahres 1926 wurde ein ganz besonderes Ereignis für den Verein sichtbar. Man hatte sich entschieden, die Oberammergauer Passionsspiele in Frickhofen aufzuführen. Der Initiator Anton Schardt, 120 Mitwirkende und eine unermüdliche Probenarbeit machten es möglich, dass am 2. Fastensonntag 1926 die erste Aufführung dieses weltberühmten Schauspiels über die Bühne ging. Durch den enormen Andrang an Besuchern wurden 9 Aufführungen bei ausverkauftem Haus erforderlich. Frickhofen und der MGV wurden weit über die heimischen Grenzen bekannt. Der Verein stellte sich vielen Aufgaben – Besuch und Veranstaltung von Konzerten, Teilnahme an mehreren Wettstreiten, Aufführungen von Theaterstücken, Singspielen und Operetten (z.B. „Die Jungfrau von Orleans“, „Wilhelm Tell“, „Der Freischütz“ und „Der fidele Bauer“).

 

In den beginnenden 30er Jahren stellte sich dann eine wirtschaftliche Flaute ein, die auch vor dem MGV nicht Halt machte. Es musste gespart werden. Der Besuch von Wettstreiten wurde vorläufig eingestellt. Durch die allgemeine Wehrpflicht und Dienstverpflichtungen standen nicht mehr genügend Spieler zur Verfügung, so dass es nicht mehr möglich war, Theater zu spielen.

Das Jahr 1935 wäre das Jahr des großen 50-jährigen Jubiläums gewesen. Durch die politischen Verhältnisse der damaligen Zeit war dies jedoch nicht möglich. Deshalb beging man die Feier im kleinen, vereinsinternen Rahmen im Saal Schüller. In diesem Jahr legte der Vorsitzende Anton Schmidt sein Amt nieder. Sein Nachfolger wurde Georg Laux. Aus gesundheitlichen Gründen legte auch Rektor Heinzman nach 28 Jahren sein Amt nieder. Ihm folgte Herr Willi Schmidt in der musikalischen Leitung des Vereins. Mit Ausbruch des 2. Weltkrieges wurde auch Herr Schmidt zum Kriegsdienst eingezogen, und die gesangliche Tätigkeit der Vereins musste zunächst ruhen.

In den Jahre 1939 – 1942 wurde unter Leitung von Heinrich Kurtenacker mit einigen älteren Sängern, die vom Kriegsdienst verschont waren, wieder gesungen. Von 1942 – 1946 kam dann das Vereinsleben ganz zum Erliegen. 24 Sänger kehrten aus dem Krieg nicht mehr zurück.

Nach dem zweiten Weltkrieg

Erst 1946 erwachte dann der Verein unter dem Vorsitzenden Georg Laux und Ehrenvorsitzenden Anton Schmidt wieder zu neuem Leben. Als Heinrich Kurtenacker aus beruflichen Gründen 1947 von Frickhofen wegging, übernahm Herr Willi Schmidt wieder die Stabführung im Verein. Im gleichen Jahr verstarb jedoch der Vorsitzende Georg Laux. Zu seinem Nachfolger wurde Josef Zimmermann gewählt. Unter seinem Vorsitz und der musikalischen Leitung von Willi Schmidt blühte und gedieh der Verein prächtig. Viele erfolgreiche Konzerte, Besuche von Wettstreiten mit besten Ergebnissen, die 2. Aufführung der Passionsspiele 1951 (14 Vorstellungen), die Aufführung der Operette „Schwarzwaldmädel“, der Märchenoper „Hänsel und Gretel“ und des Singspiels „Dreimäderlhaus“ zeugen von einem hohen Leistungsniveau des Chores.

Erwähnt werden soll auch eine alte Sängerfreundschaft mit dem MGV „Eintracht“ Rheydt-West-Schrievers. Pfingsten 1952 waren die Rheydter mit 110 Personen in Frickhofen (60 Sänger). Im September des gleichen Jahres unternahmen die Frickhöfer mit 125 Personen (70 Sänger) den Gegenbesuch in Rheydt. Mit Gemeinschaftskonzerten, gemütlichem Beisammensein und viel Freude wurden diese Begegnungen ein Fundament, dass diese Freundschaft bis heute erhalten hat.

Im Januar 1955 legte der langjährige Dirigent Willi Schmidt aus Gesundheitsgründen den Dirigentenstab nieder, und man fand recht bald einen geeigneten Ersatz in Josef Schlitt, der den Verein viele Jahre erfolgreich leitete. Schlitt, der die Musik als Beruf erwählt hatte, durch eine vorzügliche Ausbildung ging, und sein Wissen und Können als Militärmusiker vertiefen konnte, war der geeignete Mann, das kulturelle Erbe des Vereins weiterzuführen. Der Vorsitzende Josef Zimmermann leitete den Verein bis 1959; dann legte er die Geschicke des MGV in die Hände seine bisherigen Stellvertreters Georg Größchen.

Die sechziger Jahre

Josef Zimmermann wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt. 1960 war das Jahr des 75. Jubiläums des MGV. Konnte man schon das 50. Jubiläum nicht feiern, so wollte man nun ein großes Fest veranstalten. Den Verantwortlichen, besonders dem damaligen 2. Vorsitzenden Toni Breithecker war es zu verdanken, dass der Plan Wirklichkeit wurde. Unter der Schirmherrschaft von Rektor Heinzmann wurde vom 16. – 18. Juli 1960 neben den üblichen Festaktivitäten ein großer Wettstreit durchgeführt, an dem 21 Vereine aus Nah und Fern teilnahmen. Ein glanzvoller Festzug durch die Straßen des Dorfes verlieh dem Fest einen besonderen Höhepunkt.

Sowohl unter dem Vorsitz Zimmermanns, als auch besonders unter seinem Nachfolger Georg Größchen, der ja ein Theatermann mit Leib und Seele war, wurden große musikalische Bühnenwerke bis zur vollendeten Reife Wirklichkeit. Unter der musikalischen Leitung des Dirigenten Josef Schlitt wurden in der folgenden Epoche in Frickhofen aufgeführt: „Die Csardasfürstin“, „Maske in Blau“, „Gräfin Mariza“.

Im Jahre 1961 wurden die Passionsspiele zum dritten Male aufgeführt. Hierbei zeigte sich große Leistung, langjährige Erfahrung, und unermüdliche Arbeit und ein beispielhaftes Engagement aller Beteiligten. Da für die Passionsspiele sehr viele Mitwirkende gebraucht wurden, war man froh, im Theaterclub „Frigga“ und im Kirchenchor „St. Martin“ Unterstützung zu finden. Frickhofen war weithin als Theaterdorf bekannt. Namhafte Kritiker bescheinigten dem MGV einen sehr hohen Leistungstand. In der Generalversammlung 1965 legte dann Georg Größchen aus Alters- und Gesundheitsgründen den Vorsitz nieder. Auf allgemeinen Wunsch wurde er wegen seiner großen Verdienste um den Verein zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Sein Nachfolger wurde Gerhard Schardt. Er leitete den Verein drei Jahre lang, musste jedoch bereits in der Generalversammlung 1968 den Vorsitz aus beruflichen Gründen wieder abgeben. Schnell fand man nun in Josef Diefenbach einen Nachfolger. Zwei große Ereignisse müssen an dieser Stelle noch erwähnt werden. Georg Größchen war zwar kein Vorsitzender mehr, beschäftigte sich im Stillen aber intensiv mit dem Gedanken, ob man noch einmal in Frickhofen ein Theaterstück aufführen könnte.

Nach intensiven Beratungen mit dem Dirigenten Josef Schlitt und dem Vorsitzenden Gerhard Schardt wurden dann 1965 die weltbekannte Operette „Der Bettelstudent“ von Carl Millöcker, und 1968 unter Josef Diefenbach die ebenso bekannte Operette „Die Fledermaus“ von Johann Strauß mit großem Erfolg aufgeführt.

Sehr viel Arbeit, musikalisches Können, aber auch große finanzielle Investitionen machten es möglich, dass beide Werke mehrmals wiederholt werden mussten. Trotz der Erfolge vor ausverkauftem Haus wurde diese Tradition nicht mehr fortgesetzt. Hohe Ausgaben für Orchester, Kostümverleih, Aufführungsrechte, etc. pp, aber auch ein von dem Medium Fernsehen verwöhntes Publikum waren die wesentlichen Gründe hierfür.

Seit 1968 leitete nun Josef Diefenbach den Verein, und es gelang ihm gut mit den veränderten Verhältnissen im Vereinswesen fertig zu werden. Auch der MGV „Eintracht“ war einem allgemeinen Trend ausgesetzt; große Teile der jungen Generation zogen sich aus dem Vereinswesen zurück. Für sie gab es auf einmal ganz andere Interessengebiete. Kino, Tanz, Beat usw. waren jetzt „in“.

Die siebziger Jahre
 
Viele große Konzerte in und außerhalb Frickhofens, ein großer Erfolg beim Wettstreit in Siegen (mit dem 1. Preis beim Pflichtchor und dem 2. Preis beim Volkslied) gaben dem Verein und seinem Dirigenten Zeugnis ihres Könnens. Nicht zu vergessen sind die hervorragenden Karnevalsveranstaltungen im Saal Schlitt, die viele Besucher auch von auswärts nach Frickhofen zogen. Durch die Vermittlung unseres Sängers Julius Clausen bahnte sich eine Sängerfreundschaft mit dem Gesangverein von Husby bei Flensburg an. Ebenso pflegten wir eine Freundschaft mit dem MGV „Sängerbund“ aus Oppenau im Schwarzwald. Gegenseitige Besuche fanden mehrmals statt.
 
1975 feierte der Verein das 90-jährige Bestehen mit einem großen Festkonzert. Mit Volksliedern, Opern- und Operettenmelodien, aber auch Musical, Folklore und Schlagermusik, gab der Verein wieder mal Zeugnis seines universellen Leistungsvermögens. Als Josef Diefenbach 1977 den Vorsitz niederlegte, übernahm der bisherige 2. Vorsitzende Werner Nink die Führung des Vereins.
 

Da er jedoch mit seiner Familie in Herborn wohnte, sollte und konnte das nur eine Übergangslösung sein. Auch unter seiner Leitung ging der Vereinsbetrieb in geordnetem Rhythmus weiter. Nicht zu vergessen ist der große „Robert-Stolz-Abend“, den wir zweimal veranstalteten, davon einmal im Elzer Bürgerhaus.

Die achtziger Jahre

In den achtziger Jahren gab es im Verein viele Veränderungen, die zum Teil auch noch heute nachwirken. Nachdem Werner Nink in der Generalversammlung im Januar 1982 aus persönlichen Gründen den Vorsitz abgab, führte Paul Reichwein den Verein zwei Jahre kommissarisch weiter. In der Generalversammlung 1984 konnte dann Hans-Albert Gerz als neuer Vorsitzender gewonnen werden.

Dies geschah noch rechtzeitig in der Vorbereitung zum großen 100-Jährigen Vereinsjubiläum im Jahre 1985. Zwei Jahre intensiver Vorarbeit waren nötig, um am 04.05.1985 mit dem Festakt im neu errichteten Bürgerhaus Frickhofen die Feierlichkeiten unter der Schirmherrschaft des damaligen ZDF-Programmdirektors Alois Schardt (einem gebürtigen Frickhöfer) eröffnen zu können. Das Jubiläumswochenende im großen Festzelt auf dem Marktplatz wurde mit den obligatorischen Freundschafts- und Wertungssingen, einem Festgottesdienst, einem Rock- und Countrykonzert sowie einem unvergesslichen Bunten Abend begangen, an dem die mittlerweile allseits bekannten „disHarmoniker“, die aus den Reihen des Chores hervorgingen, ihren ersten Auftritt vor großem Publikum hatten. Einmal mehr präsentierte sich der MGV „Eintracht“ als leistungsfähiger und aktiver Verein, was in der Dorfgemeinschaft auch entsprechend honoriert wurde. Die Verleihung der „Zelter-Plakette“ durch den hessischen Ministerpräsidenten krönte ein arbeitsreiches, aber auch erfolgreiches Jubiläumsjahr.

Anfang 1987 kündigte Josef Schlitt altersbedingt seinen Rücktritt vom Dirigentenamt an. 33 Jahre (und damit länger als alle seine Vorgänger) leitete er die musikalischen Geschicke des Vereines mit großem Engagement und mit hohem künstlerischen Sachverstand. Welche Höhepunkte der Vereinsgeschichte mit seinem Namen verbunden sind, kann der Leser der Chronik auf den vorhergehenden Seiten mühelos nachvollziehen. Als Nachfolger konnte der Verein den versierten Chorleiter Hugo Schuth aus Meudt-Dahlen verpflichten. Josef Schlitt wurde auf Grund seiner zahlreichen Verdienste einstimmig zum Ehrendirigenten des Vereins ernannt.

In der Generalversammlung des Jahres 1989 legte Paul Reichwein nach über 20-jähriger Vorstandstätigkeit das Amt des ersten Geschäftsführers aus gesundheitlichen Gründen nieder. Neben all seinen Verdiensten wird besonders sein Organisationstalent bei den Ausflügen des Vereins in Erinnerung bleiben, die den MGV in den achtziger Jahren u.a. ins Berchtesgadener Land oder -unvergessen- ins noch geteilte Berlin führten. Sein Nachfolger wurde Helmut Heep. Mit dem sprichwörtlichen Gespann Hans-Albert Gerz/Helmut Heep war der Verein dann gut aufgestellt für die Veränderungen und Herausforderungen der neunziger Jahre.

Die neunziger Jahre

Das Nebeneinander von alten und jungen Sängern war von jeher ein Gütemerkmal des Vereins gewesen. So konnte zum Beispiel 1990 die über die Grenzen Frickhofens hinaus bekannte MGV-Legende Josef Bausch für 60 Jahre aktives Singen geehrt werden. Der unglückliche Niedergang und die spätere Auflösung der Martinuskantorei Frickhofen erwies sich -überspitzt ausgedrückt- im Nachhinein als Segen für die „Eintracht“. Kamen doch Ende der achtziger/Anfang der neunziger Jahre etliche junge Sänger zum MGV, die bereits eine chorische Ausbildung durchlaufen hatten. So profitiert der Verein bis heute von einer vergleichsweise gesunden Altersstruktur, da es danach auch weiterhin gelang, immer wieder neue junge Sänger für den Chor zu begeistern.

Unter Hugo Schuth wurde nun nach vielen Jahren wieder auf eine Wettstreitteilnahme hingearbeitet. Und bereits 1990 konnten beim Pokalwertungssingen in Ellar alle 2. Preise, und kurz darauf beim Wettstreit in Niederzeuzheim nach langen, langen Jahren wieder einmal alle 1. Preise gewonnen werden. Von den anschließenden Feierlichkeiten mit Autokorso und beflaggtem Vereinslokal erzählen die Teilnehmer noch heute gerne.

1991 erfolgte erneut ein Dirigentenwechsel. Mit dem 24-jährigen Jens Röth aus Löhnberg konnte der Verein einen musikalischen Leiter verpflichten, der mit großem Ehrgeiz daran ging, das dem Verein zur Verfügung stehende stimmliche Potenzial weiter zu entwickeln und zu Erfolgen zu führen. Seinen hohen Qualitätsanspruch suchte er dann auch recht bald unter Beweis zu stellen, indem er den Chor an anspruchsvolle Literatur gewöhnte und mit ihm regelmäßig zu Wettstreiten und anspruchsvollen Konzerten ging. Schon nach wenigen Wettstreiten hatte sich der junge Dirigent mit dem MGV „Eintracht“ Frickhofen einen Namen erarbeitet, und es folgten bis heute zahlreiche Wettstreite, von denen der Verein als Sieger nach Hause fahren konnte. Darüber hinaus war und ist es Jens Röth ein Anliegen, qualitativ hochwertige Konzerte zu veranstalten. So konnten wir 1994 und 1995 das Universitätsorchester Gießen nach Frickhofen holen, 1995 - 1997 war jeweils der internationale Spitzenchor „Oreya“ Zhitomir aus der Ukraine zu Gast.

Da wegen baulicher Veränderungen der traditionelle Probenraum auf der Bühne des altehrwürdigen Saalbaus „Schlitt“ nicht mehr zur Verfügung stand, richtete sich der Verein 1993 mit Hilfe von hunderten unentgeltlichen Arbeitsstunden seiner Mitglieder einen neuen Probenraum in einem Teil des alten Saales ein. Ein Noten- und Abstellraum, neue Stühle und ein neues Klavier rundeten die Räumlichkeiten ab und boten jetzt gute Voraussetzungen für den Probenbetrieb.

Höhepunkt des 110-Jährigen Bestehens im Jahr 1995 war ein Festwochenende (6./7. Mai) mit  Freundschaftssingen sowie einem großen Pokalwettstreit im Bürgerhaus, an dem 29 Chöre teilnahmen. Im gleichen Jahr begann mit großer Unterstützung des MGV „Eintracht“ das Projekt „musikalische Früherziehung“, in dem Georg Schardt bis heute Kinder und Jugendliche an Musik heranführt und für den Gesang begeistert.

1996 besann sich der Verein noch einmal auf seine karnevalistische Vergangenheit und präsentierte zum 111-jährigen Jubiläum eine vielbejubelte närrische Revue. Aus dem Fundus des Vereins wurden Requisiten, Noten, Verkleidungen (und Sänger!) aus alten Tagen hervorgezaubert, und bei der Präsentation des Programms blieb kein Auge trocken.

In den neunziger Jahren führten die Vereinsausflüge nach Oberwarmensteinach/Prag (1991), an den Bodensee (1993), nach Marktoberndorf (1996) und nach Kühlungsborn/Mecklenburg (1998) und dort, wie bei allen geselligen Veranstaltungen der Vereinsfamilie, trug die tolle Mischung aus Alt und Jung dazu bei, dass sich in unserem MGV jeder wohlfühlen kann.

Das neue Jahrtausend

Die ersten zehn Jahre des neuen Jahrtausends waren für den Verein eine sehr bewegte Zeit. Zahlreiche –auch hochkarätige- Wettstreite wurden in dieser Zeit besucht:

In Lindenholzhausen (2001), Dorndorf („Großer Dornburg Pokal“ 2002), Kronau (2006), Horbach (2007), erneut Dorndorf (2007), Alzen (2009) und Hüttenberg (2009) überzeugte der MGV durch hervorragende Ergebnisse und seine unvergleichliche Art zu feiern. Ein besonderes Ereignis war die Teilnahme am 10. Hessischen Chorwettbewerb in Frankfurt (1./2.12.2001), wo wir in der Klasse M2 mit „sehr gutem Erfolg“ teilnahmen.

Unvergesslich bleibt, dass der MGV am 07.Mai 2005 in Chorgemeinschaft mit dem MGV "Frohe Stunde" Weroth beim Harmonie-Festival in Lindenholzhausen den größten Erfolg seiner bisherigen Geschichte erringen konnte: beim internationalen Wettstreit wurde in der Kategorie 5 das Zertifikat in Gold mit dem Prädikat „hervorragender Erfolg“ und damit der Gesamtsieg in dieser Kategorie ersungen. Dieser doch für alle Sänger etwas überraschende Erfolg gegen sehr gute internationale Wettbewerber wurde anschließend ausgiebig zunächst in Lindenholzhausen und dann in Frickhofen gefeiert. Durch das Erringen des Gesamtsieges hatten wir dann die Ehre, beim Preisträgerkonzert am 08. Mai nochmals in Lindenholzhausen auftreten zu können, was ebenfalls in sehr guter Erinnerung bleiben wird.

Auch die Reihe der qualitativ hochwertigen Konzerte wurde fortgesetzt, erinnert sei zum Beispiel an das Konzert des Projektchores des MGV im Herbst, wo einige achtstimmige Werke von Felix Mendelssohn-Bartholdy gesungen wurden, oder das Konzert 2006 in Ellar zusammen mit den renommierten Chören Oreya Zhitomir und der Harmonie Lindenholzhausen, sowie der Gastbesuch eines Chores aus Holland am 23.06.2007 im blau-orange geschmückten Bürgerhaus.

Ein außergewöhnliches musikalisches Ereignis war das unvergessene Konzert mit dem Startenor Rene Kollo am 13.02.2009 in der Schlosskirche in Weilburg. Das zusammen mit der „Frohen Stunde“ Weroth mitgestaltete Konzert hinterließ bei allen Beteiligten einen bleibenden Eindruck. Der internationale Bühnenstar war voll des Lobes für die hochwertige Bereicherung seines Konzertes.

Um das gesellige Miteinander zu pflegen, machte der MGV wieder tolle Ausflüge, so in die französische Metropole Paris im Jahr 2002 und.2006 eine Fahrt nach Brügge, die unter der orts- und sachkundigen Leitung von Dr. Werner Nink zu einem unvergesslichen Erlebnis wurde.

Leider musste die Vereinsfamilie auch von zwei großen Persönlichkeiten des MGV Abschied nehmen:

Im Jahre 2002 verstarb leider unser langjähriger 1. Vorsitzender Hans-Albert Gerz, der über viele Jahre hinweg den Verein überaus erfolgreich geführt und in der Öffentlichkeit präsentiert hatte. Eines seiner größten Anliegen war es, den Verein zu verjüngen und dadurch für die Zukunft zu rüsten. Dieses hat er auch durch seine integrative Art hervorragend in die Wege geleitet. Sein Vermächtnis ist auch den heutigen Verantwortlichen Ansporn und Verpflichtung. Als neuer 1. Vorsitzender wurde in 2003 einstimmig Andreas Lixenfeld gewählt.

Leider verstarb im Jahr 2005 auch unser 1. Geschäftsführer Helmut Heep. Helmut Heep war jahrelang „Motor und Seele des MGV“. Helmut Heep war unter anderem von 1978-1988 2. Geschäftsführer und seit 1988 1. Geschäftsführer des MGV und erhielt für seine Verdienste 2003 eine Urkunde, den Ehrenausweis des Sängerbundes und die Ehrennadel des MGV verbunden mit der Ehrenmitgliedschaft im MGV. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass Helmut Heep mit Leib und Seele für den MGV gearbeitet und gelebt hat und dabei auch immer von seiner Frau Ursula unterstützt wurde. Helmut Heep wird daher immer einen ehrenvollen Platz im Herzen der Sänger behalten. Nachfolger als 1. Geschäftsführer wurde 2006 Peter Klein.

Das 120-jährige Bestehen feierte der Verein mit einem überaus beeindruckenden sakralen Chorwettbewerb. Dieser fand am 9. Oktober 2005 in unserer Pfarrkirche „St. Martin“ mit 33 Chören, ca. 1000 Sängerinnen und Sängern, statt. Die besondere Atmosphäre der Kirche hinterließ bei allen Teilnehmern einen bleibenden Eindruck.

Unvergesslich sind die Termine rund um die 1200-Jahr-Feiern von Frickhofen. Hier sei besonders der Dorfabend am 23.05.2009 im Bürgerhaus erwähnt, für dessen Ausrichtung der MGV die Verantwortung übernommen hatte. Der MGV erinnerte an diesem Abend an seine eigene große Vergangenheit, indem er Operettenmelodien der 50-iger und 60-iger Jahre zusammen mit der Kapelle Jupp Schlitt und unter der Leitung von Dr. Bernhard Diefenbach darbot. Dieser Dorfabend war für alle Aktiven und für alle, die Eintrittskarten ergattern konnten, ein außergewöhnliches Erlebnis.

Darüber hinaus nahm der MGV aktiv bei der Historischen Dorfmeile als „Frickhöfer Händler“ teil. Hier gilt Werner Schneider für die Vorbereitung besonderer Dank. Zusätzlich baute der MGV den Nachbau des alten Frickhöfer Rathauses, welches jetzt im Hessenpark zu bewundern ist, an seinem historischen Standort auf. Hier konnten nicht nur Speisen und Getränke erworben werden, sondern man konnte anhand von vielen Bildtafeln auch die Geschichte des MGV verfolgen. Allen Teilnehmern hat diese historische Dorfmeile sehr viel Freude gemacht.

Seit 2010

Das neue Jahrzehnt begann mit den Feierlichkeiten zum 125-Jährigen Vereinsjubiläum. Unter der Schirmherrschaft unseres langjährigen Mitglieds und Vizedirigenten Dr. Bernhard Diefenbach wurde das Jubiläum mit einem akademischen Sonntag eingeleitet. Der große Bunte Abend im ausverkauften Bürgerhaus geriet sozusagen zu einem Familientreffen der Vereinsgeschichte: der Chor sang Ohrwürmer aus den Operettenaufführungen vergangener Zeiten, die Rot-Weißen-Funken, die ihren Ursprung in diesen legendären Auftritten hatten, zeigten farbenfreudige Showtänze, die disHarmoniker unter der Leitung des Schirmherren, die ihren ersten Auftritt beim 100-Jährigen Jubiläum des MGV hatten, ließen die Hits der Comedian Harmonists wieder aufleben und die „U40“ des Vereins bediente das jüngere Publikum mit flotten Stücken. Als Profis gratulierten die „Klangküsse“ aus Bonn mit exzellenter und humoristischer Stimmakrobatik. Die Kapelle „Jupp Schlitt“ unter der Leitung des 90-jährigen Ehrendirigenten des Vereins sorgte professionell wie eh und je für die instrumentale Untermalung. Den Abschluss der Feierlichkeiten bildeten im Herbst ein Gruppensingen, sowie der 2. Sakrale Chorwettbewerb mit rund 1000 Sängerinnen und Sängern und 30 Chören, den der MGV in Pfarrkirche und Bürgerhaus wieder hervorragend organisierte.

Um die Zukunft des Vereins zu sichern, das heißt, um den Chor attraktiv für neue Sänger zu machen und um weiterhin Erfolge feiern zu können,  wurden zahlreiche Maßnahmen durchgeführt. Zum einen wurde mit dem Umzug in neue, selbst renovierte Vereinsräume die Sicherheit geschaffen, konstant gute Probebedingungen vorzufinden (was im langjährigen Domizil bei „Schlitt’s“ nach Schließung der Gaststätte leider nicht mehr möglich war). Zum anderen wurden auch in der Probenarbeit neue Wege beschritten: dazu gehörten Probenwochenenden im Hildegardishof in Waldernbach, aber auch das Angebot von Stimmbildung beim Stimmbildner der Limburger Domsingknaben, Herrn Gries, das sehr gut angenommen wurde und von dem insbesondere die jüngeren Sängern stark profitieren konnten.

So konnten seit Beginn des Jahrzehnts wieder viele Wettstreite erfolgreich bestritten werden: 2. Plätze gab es in Lindenholzhausen (2011) und beim sakralen Wettbewerb in Steinbach (2013), als Siegerchor verließ man die Bühne bei den Wettstreiten in Wirges (2010), Dehrn (2011), Morsbach (2013 – erstmals in der M1), in Nickenich (2014 – Golddiplom) und beim Internationalen Chorwettbewerb „Praga Cantat 2014“ in der böhmischen Metropole, wo man als bester Männerchor und als bester deutschsprachiger Chor mit dem „Goldenen Band der Stadt Prag“ ausgezeichnet wurde. Dies war der bislang größte Erfolg der Vereinsgeschichte. Gerade diese Reise in die Stadt an der Moldau wird den beteiligten 40 Sängern und ihren Begleiter(inne)n mit ihrem besonderen Flair und den vielen internationalen Begegnungen noch lange in Erinnerung bleiben.

Fortgesetzt wurde auch die Reihe der qualitativ hochwertigen Frühjahrskonzerte. Neben dem MGV als Gastgeber sorgten namhafte Solisten und Ensembles (z.B. Cantato Cantabile, Vocapella Limburg, Horbacher Frauenchor Ernie Rhein) für ein abwechslungsreiches und hochkarätiges Programm.

Und auch das Gesellige kommt nach wie vor nicht zu kurz: das neue Vereinsheim lädt nach den Proben  dazu ein, noch in lustiger Runde beisammen zu sitzen, Ausflüge –neben der erwähnten erfolgreichen Prag-Fahrt- führten den Chor unter anderem zur Landesgartenschau in Bad Nauheim und – unvergessen - zum Oktoberfest nach München, wo man Freundschaft mit dem Hollywoodschauspieler Brad Harris („Herkules“) schließen konnte und dies auch gebührend mit Gesang und reichlich Oktoberfestbier besiegelte.

Das Jahr des 130-jährigen Bestehens hält nun als ersten Höhepunkt den 3. Sakralen Chorwettbewerb bereit, der in bewährter Manier in der Pfarrkirche „St. Martin“ und im Bürgerhaus Frickhofen ausgerichtet wird. Diese Veranstaltung hat mittlerweile so einen guten Ruf, dass sie mit 36 Chören und rund 1150 Sängerinnen und Sängern sozusagen „voll ausgebucht“ ist. Unter der Schirmherrschaft von Ehrenbürgermeister Paul Arens wird Frickhofen am 09.05. 2015 wieder das Zentrum der heimischen Chormusikszene sein. Im Sommer geht der Verein dann seinerseits zum Wettstreit ins badische Neudorf, womit die Ziele für das erste Halbjahr 2015 gesetzt sind.

Die Mischung von guter Qualität auf musikalischem Gebiet und viel Spaß vor, bei und nach dem Singen, die der Verein seit vielen Jahren lebt, scheint sehr attraktiv zu sein. So konnten auch in den letzten Jahren wieder zahlreiche – auch jüngere - Sänger neu geworben werden. Mit einem Durchschnittsalter von 49,5 Jahren ist der Chor vergleichsweise sehr gut aufgestellt. Mit diesem Kapital kann der  MGV Eintracht Frickhofen e.V. 1885 auch nach 130 erfolgreichen Jahren weiterhin optimistisch in die Zukunft blicken.

 

Die vergangenen 130 Jahre haben immer wieder gezeigt, dass sich der MGV in uneigennütziger Weise in das Dorfgeschehen einbringt. Der MGV bietet nicht nur die Möglichkeit, traditionelles und neues Liedgut zu pflegen, sondern ist auch ein Ort, an dem junge und alte Menschen gemeinsam Spaß haben können. Ganz getreu seinem Motto: „Ein Chor für alle Fälle“