von Hubert Hecker
 

Josef Schlitt feiert heute seinen 95. Geburtstag. Er führte ein Leben für die Musik: Der Frickhöfer Musiker begann mit der "Kapelle Jupp Schlitt", führte die gleichnamige Big Band, leitete zwei Blasorchester sowie vier Chöre und spielte fünf Instrumente.

 
Jupp Schlitt feiert heute seinen 95. Geburtstag.
 

Der Altersjubilar Josef Schlitt erzählt aus seinem Leben voller Musik. 1928 begann er mit dem Klavierspielen. 2009 hatte er mit seiner landesweit bekannten "Kapelle Jupp Schlitt" beim Jubiläums-Dorfabend seinen letzten großen Auftritt.

Josef Schlitt berichtet: "Auf der Limburger Musikschule Valentin Barth wurde ich an Saxophon, Posaune, Klarinette und Akkordeon ausgebildet. Der Musiklehrer Barth hat mich entscheidend als Pianist geprägt. Zum praktischen Unterricht kamen Musiktheorie, Musikdiktat ebenso wie musikalische Gehörbildung."

Am 1. April 1939 wurde Josef Schlitt einem Musikzug der Wehrmacht zugeteilt. Nach dem Frankreich-Feldzug stationierte man diese Formation in St. Cyr nahe Versailles. Im Herbst 1944 kamen alle Musiker zur kämpfenden Truppe. Schlitt wurde einer Granatwerfereinheit zugeteilt. "Es war eine schlimme Zeit für uns", erzählt er. "Von unserm Jahrgang 1920 sind so viele gefallen. Ich habe einfach nur Glück gehabt, als ich am Kriegsende in englische Gefangenschaft kam." Als Akkordeonspieler war er bald bei den Engländern gut angesehen. "Man war als Musiker ein ganz anderer Mensch im Vergleich zu dem, was man vorher als normaler deutscher Gefangener war."

Konzession für Gaststätte

Nach der Entlassung 1945 spielte er ein Jahr lang im SWR-Rundfunkorchester. Er war der einzige in der Familie, der 1946 von der amerikanischen Besatzungsbehörde die Konzession für eine Gaststätte erhielt. Seine Schwester Hilde führte das Lokal und Josef machte die Musik. Bald konnte er vor amerikanischen Militärs im Limburger Georgshof spielen. Dann bekam Schlitt immer mehr Anfragen von Vereinen für Fastnachtsbälle und Tanzveranstaltungen. In den nächsten Jahren hatte seine "Kapelle Jupp Schlitt" Auftritte bei Dorf- und Festveranstaltungen in der ganzen Region sowie darüber hinaus im Raum zwischen Frankfurt und Siegen. Für gehobene Musik- und Tanzveranstaltungen stellte Schlitt eine Big Band als Tanzorchester mit zwölf Musikern zusammen. In der Frankfurter Jahrhunderthalle oder dem Zoo-Gesellschaftshaus gastierte er mehrfach mit Künstlern wie Hans-Joachim Kulenkampff und Ivan Rebroff. In den 70er Jahren hatte die Big Band Jupp Schlitt pro Jahr etwa 80 Auftrittstage zu verbuchen. 1976 konnte Josef Schlitt zum ersten Mal in die USA reisen, und zwar mit dem Heeresmusikkorps V Koblenz. Ein Jahr später hatte er mit seiner Big Band am gleichen Ort, der deutschen Kolonie in Los Angeles, knapp vier Wochen lang seine Auftritte. Auf Schlitts Initiative und unter seiner musikalischen Leitung spielte der Frickhöfer Männergesangverein 1954 die Operette "Die Csardasfürstin" – mit 14 Vorstellungen. Die glanzvollen Aufführungen von insgesamt fünf anspruchsvollen Operetten bis 1968 waren sicherlich Höhepunkte in seinem musikalischen Schaffen.

Chöre nach vorn gebracht

Im November 1951 übernahm Josef Schlitt im Quartettverein Dorndorf seine erste Stelle als Chorleiter. 1952 legte er am Konservatorium in Wiesbaden die Chorleiterprüfung ab. In den folgenden Jahren übernahm er auch die Leitung des damals neugegründeten Kirchenchors St. Martin Frickhofen, des MGV "Eintracht" Frickhofen e.V. 1885 ab 1955 und des Gemischten Chors Liederkranz Elbgrund.

Schon zwei Jahre später, nachdem Schlitt als Kapellmeister der Elzer Musikanten fungierte, erhielten die Musiker 1976 eine Einladung zu einer Konzertreise nach Brüssel. 1982 übernahm er zudem die musikalische Leitung der neugegründeten "Elbtal-Musikanten". Die Heimatgemeinde Frickhofen ernannte Josef Schlitt 1990 zum Ehrenbürger. Ein Jahr später wurde er mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland geehrt. Schon vorher war ihm der Ehrenbrief des Landes Hessen verliehen worden.

Josef Schlitt feiert heute zu Hause in der Frickhöfer Langestraße 12. Gratulanten sind willkommen.